Greifswald (Deutschland). Wissenschaftler der University of Melbourne haben laut einer im Journal Expert Reviews in Molecular Medicine veröffentlichten Studie belegt, dass mit 30 Jahren bereits 30 Prozent aller Männer an Haarausfall leiden. Mit 50 Jahren ist es bereits die Hälfe der männlichen Weltbevölkerung und mit 70 Jahren treffen Haarausfall, kahle Stellen und Glatzen sogar 80 Prozent aller Männer. Als Hauptursache für den frühzeitigen Haarausfall galt eine lange Zeit vor allem das männliche Sexualhormon Testosteron.
Wissenschaftler der Universität Greifswald haben nun als Teil der Study of Health in Pomerania (SHIP), einer bevölkerungsbezogenen, epidemiologischen Studie in der Region Vorpommern im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, anhand von 373 Probanden dieser Annahme widerlegt. Laut der im Fachmagazin JAMA Dermatology publizierten Studie existiert also kein Zusammenhang zwischen Sexualhormonen Androstendion, Testosteron oder DHEAS und Haarausfall.
Dr. Hanna Kische, Erstautorin der Studie vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin erklärt, „wurde Der unterstellte Zusammenhang zwischen Sexualhormonen und männlichem Haarausfall noch nie in einer so großen Bevölkerungsstudie bei gesunden Männern untersucht.“ Die nun veröffentlichte Studie ist daher laut Prof. Dr. Robin Haring, DFG-Projektleiter und Seniorautor der Studie „eine wichtige Ergänzung der bisherigen Ergebnisse aus klinischen Studien, die nur auf sehr kleinen Fallzahlen basieren.“
Welche Ursachen der Haarausfall bei Männern hat, wurde durch die Wissenschaftler der Universität Greifswald nicht untersucht. Eine Studie der Universität Bonn, die im Journal Nature Communications erschienen ist, konnte im Genom des Menschen jedoch 63 Änderungen identifizieren, die den Haarausfall begünstigen. Außerdem haben die Wissenschaftler der Universität Bonn belegt, dass Haarausfall besonders oft kleine und hellhäutige Männer trifft und dass ein frühzeitiger Haarausfall ein Indiz für ein höheres Prostatakrebsrisiko ist.
Expert Reviews in Molecular Medicine, doi: : 10.1017/S1462399402005112
JAMA Dermatology, doi: 10.1001/jamadermatol.2017.0297
Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms14694