Schmierinfektion: SARS-CoV-2 bis zu 28 Tage infektiös

8. Oktober 2020
Desinfektionsmittel gegen Covid-19 - Quelle: pixabay.com - KlausHausmann

Geelong (Australien). Tröpfchen und Aerosole, die Menschen beim Sprechen, Husten und Niesen in die Luft abgeben, sind die Hauptübertragungswege für SARS-CoV-2. Schmierinfektionen über kontaminierte Oberflächen sind zwar prinzipiell auch möglich, die Wissenschaft ist aber bisher davon ausgegangen, dass dieser Verbreitungsweg nur für einen kleinen Teil der Infektionen verantwortlich ist.

Eine Studie des Australian Centre for Disease Preparedness (ACDP), die im Fachmagazin Virology Journal publiziert wurde, zeigt nun, dass der Einfluss von Schmierinfektionen auf das Infektionsgeschehen womöglich stark unterschätzt wurde. Bei bisherigen Experimenten konnte SARS-CoV-2 auf kontaminierten Oberflächen ledig vier bis fünf Tage nachgewiesen werden. Die nun veröffentlichten Forschungsergebnisse zeigen hingegen, dass das Virus unter optimalen Bedingungen auch nach vier Wochen auf glatten Oberflächen noch infektiös ist.

In ihrem Experiment nutzten die Wissenschaftler um Shane Riddell einen künstlichen Atemwegsschleim, in dem SARS-CoV-2 gelöst wurde. Die Virendosis entspricht etwa einem stark infektiösen Covid-19-Patienten. Anschließend wurde diese Flüssigkeit auf unterschiedliche Materialien, darunter Glas, Baumwolle, Plastik, Edelstahl und Banknoten gesprüht.

Unterschiedliche Temperaturen und Oberflächen erprobt

Die Proben wurden dann bei 50 relativer Luftfeuchte bei Temperaturen von 20, 30 und 40 Grad Celsius gelagert. Weil SARS-CoV-2 empfindlich auf UV-Licht reagiert und auch andere Strahlenanteile des Lichts möglicherweise das Virus schädigen, wurde das Experiment zur Vermeidung von Störeffekten im Dunkeln durchgeführt. In regelmäßigen Abständen wurde mithilfe von Zellkulturen untersucht, ob die kontaminierten Oberflächen nach infektiös sind.

20 Grad Celsius ideal für Coronavirus

Laut Riddell „war das Virus bei 20 Grad extrem robust und überlebte 28 Tage auf glatten Oberflächen wie dem Glas von Handydisplays oder Banknoten aus Polymermaterial.“ Während der vier Wochen halbierte sich die Virenlast im Mittel aber alle fünf bis neun Tage. Am Ende des Experiments war deshalb nur noch eine geringe aber noch immer infektiöse Virenkonzentration vorhanden. Auf porösen Oberflächen sank die Konzentration hingegen deutlich schneller ab. Nach etwa sieben Tagen war zum Beispiel auf einer Baumwolloberfläche kein SARS-CoV-2 mehr nachweisbar.

Das Experiment belegt somit, dass SARS-CoV-2 bei normaler Raumtemperatur deutlich länger als bisher angenommen auf Oberflächen infektiös bleibt. Riddell erklärt, dass „ähnliche Experiment mit Influenza A ergaben, dass dieses Virus auf glatten Oberflächen etwa 17 Tage überlebt.“ SARS-CoV-2 ist also deutlich resilienter als das Grippevirus.

Oberflächen regelmäßig desinfizieren

Die Studienergebnisse bestätigen laut den Wissenschaftlern, dass nicht nur Social Distancing und die Verwendung eines Mund-Nasen-Schutz (MNS) essenziell im Kampf gegen das Coronavirus sind, sondern dass auch potenziell kontaminierte Oberflächen regelmäßig desinfiziert werden müssen.

Co-Autorin Debbie Eagles erklärt, dass „auch wenn die genaue Rolle der Oberflächenübertragung, die dafür nötige Virenmenge und Kontaktzeiten noch ungeklärt sind, ist es wichtig zu wissen, wie lange dieses Virus auf Oberflächen lebensfähig bleibt.“ Laut Eagles „unterstreicht die jetzt nachgewiesenen lange Haltbarkeit die Wichtigkeit regelmäßigen Händewaschens und der Reinigung von Oberflächen.“

Virology Journal, doi: 10.1186/s12985-020-01418-7