Nasenspray könnte Nervenzellen nach Schlaganfall retten

18. März 2020
Schlaganfall - Quelle: wikipedia.org - Blausen Medical Communications Inc. CC BY 3.0

Ein Nasenspray mit Schutzproteinen kann bei Mäusen neuronale Schäden, die durch Sauerstoffmangel nach einem Schlaganfall entstehen, deutlich reduzieren. In einigen Jahren sollen klinische Studien untersuchen, ob die Wirkung auch Menschen vor Hirnschäden schüt­zen kann. Die Wissenschaftler gehen außerdem davon aus, dass auch Alzheimer und andere chronische neurodegenerative Erkrankungen mit dem nicht-invasiven Therapieprinzip behandelt werden können.

Heidelberg (Deutschland). Neuronale Schäden und Lähmungen gehören bei einem Schlaganfall aufgrund einer Hirnblutung oder einer verstopften Hirnarterie zu den häufigsten Folgen. Dies liegt am Sauerstoffmangel im Gehirn, der bereits nach kurzer Zeit dazu führen kann, dass Neuronen absterben. Gezielte Therapien und langandauernde Rehabilitationsmaßnahmen können die Schlaganfallfolgen häufig zwar verbessern oder sogar rückgängig machen, bei allen Betroffenen funktionieren diese Behandlungsmöglichkeiten aber nicht, weil abgestorbene Gehirnzellen nicht durch neue Zellen ersetzt werden.

Die Medizin versucht deshalb das Absterben von Neuronen bei einem Schlaganfall möglichst zu verhindern. Eine neue Methode der Universität Heidelberg, die auf körpereigenen neuroprotektiven Mechanismen basiert, könnte den Tod von Hirnzellen laut einer Publikation im Fachmagazin Molecular Therapy in Zukunft verhindern und so den Schaden im Falle eines Schlaganfalls signifikant begrenzen.

Proteine schützten Nervenzellen

Wie Hilmar Bading, Autor der Studie erklärt, „weiß die Wissenschaft, dass aktivierte Nervenzellen Proteine herstellen, die vor Zelltod schützen.“ Dies funktioniert, indem die Proteine Activin A und SerpinB2 die Aktivität von Rezeptoren im Gehirn reduzieren, die bei einem Durchblutungsmangel ansonsten eine toxische Reaktion auslösen, die zum Zelltod führt. Kommt es durch einen Schlaganfall dazu, dass diese Hirnareal nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, versagt der natürliche Schutzmechanismus und die Neuronen beginnen zu sterben.

Künstliche Schutzproteine per Nasenspray

Die Wissenschaftler um Bading vermuteten daher, dass es möglich sein müsste, das Absterben von Neuronen durch künstliche Schutzproteine zu verhindern. Um ihre These zu überprüfen verursachten die Forscher bei Labormäusen einen Schlaganfall in der zentralen Hirnarterie. Anschließend erhielten einige der Tiere umgehend ein Schutzprotein über ein Nasenspray.

Die Untersuchung der Gehirne zeigte, dass die Hirnschäden bei den Mäusen, die das Nasenspray erhielten im Vergleich zur Kontrollgruppe trotz einer identischen Verstopfung der Blutzufuhr geringer waren. Die geringere Anzahl abgestorbener Neuronen spricht laut den Wissenschaftlern dafür, dass auch beim Menschen ein ähnliches Verfahren schwere Schlaganfallschäden verhindern könnte.

Klinische Studien mit Menschen geplant

Ob das Protein-Nasenspray seine Schutzwirkung auch bei Menschen entfallen kann, wurde in der Studie nicht untersucht. Wie Bading erklärt, „werden leider noch viele Jahre vergehen bis es zu einer klinischen Anwendung am Menschen kommt, da bis zur Zulassung eines neuen Wirkstoffes als Arzneimittel eine Reihe von Prüfphasen erfolgreich durchlaufen werden müssen.“

Die Wissenschaftler halten es dennoch für sehr wahrscheinlich, dass dieses „nicht-invasive und außergewöhnlich einfache Therapieprinzip“ auch Menschen nach einem Schlaganfall vor akuten Hirnschäden schützen kann. Außerdem könnte das Nasenspray auch bei Alzheimer, Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), Chorea Huntington und anderen chronischen neurodegenerativen Erkrankungen helfen.

Molecular Therapy, doi: 10.1016/j.ymthe.2018.07.018