Krankentage wegen psychische Probleme und Stress verdreifacht

14. März 2020
Stress - Quelle: pixabay.com - Free-Photos

Hamburg (Deutschland). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erfasst mit seinem Index Gute Arbeit bereits seit 2007 jährlich anhand einer repräsentativen Studie die Arbeitsbelastung in Deutschland. Zusätzlich erschien im vergangenen Jahr erstmalig der Jahresbericht 2019, in dem die wichtigsten Ergebnisse der Befragung kompakt wiedergegeben werden. Die Befragung der mehr als 6.000 Beschäftigten zeigt, dass im Vergleich zum Jahr 2018 der Stress im Beruf subjektiv deutlich zugenommen hat. Als Hauptgrund nannten die Befragten eine Steigerung der Arbeitsintensität, die dazu führt, dass in derselben Zeit mehr Arbeit bewältigt werden soll.

Aufgrund der höheren Arbeitsintensität berichteten 53 Prozent der Studienteilnehmen, dass sie während ihrer Arbeit häufig starken Zeitdruck empfinden und ihre Aufgaben deshalb gehetzt erledigen. 57 Prozent gaben außerdem an, dass sie im Beruf über ihre Leistungsgrenze gehen müssten, was auch dazu führt, dass Aufgaben weniger sorgfältig bearbeitet werden. 80 Prozent der Studienteilnehmer gaben außerdem an, dass ein Missverhältnis  von Arbeitsmenge und Arbeitszeit bei ihnen existiert. Lediglich 20 Prozent der Beschäftigten berichteten im Jahr 2019 nicht von einer Überlastung auf der Arbeit.

Keine Pausen und unbezahlte Überstunden

Die hohe Arbeitsbelastung führt bei 49 Prozent der Beschäftigten dazu, dass diese regelmäßig die gesetzlich vorgeschriebene Pause nicht einhalten. Außerdem gehören unbezahlte Überstunden bei 27 Prozent der Studienteilnehmer und unbezahlte Arbeit zu Hause bei 20 Prozent der Probanden zum Alltag.

Verantwortlich dafür ist laut dem DGB in vielen Unternehmen der Personalmangel, der zwar teilweise durch den Fachkräftemangel verursacht wird, aber in vielen Fällen auch bewusst zur Kosteneinsparung eingesetzt wird. Außerdem sorgt die Digitalisierung in vielen Arbeitsbereichen zu einer höheren Flexibilität, die es erst ermöglicht von zu Hause in den eigentlichen Feierabendzeiten weiter zu arbeiten.

Hohe Arbeitsbelastung führt zu Leisure Sickness

Die gesundheitlichen Folgen der hohen Arbeitsbelastung unterscheiden sich laut der Befragung des DGB zwischen den einzelnen Berufsgruppen deutlich. Insgesamt gaben 58 Prozent der Probanden, die laut eigener Aussage zu viel Arbeit haben, an, dass sie sich leer und ausgebrannt fühlen und auch nach der Arbeit, am Wochenende oder im Urlaub nicht mehr abschalten können. Dies führt wie kürzlich eine Studie der Internationalen Hochschule Bad Honnef (IUBH) herausgefunden hat dazu, dass etwa 20 Prozent der Deutschen während ihres Lebens schon einmal an der Leisure Sickness (Wochenend- und Urlaubskrankheit) erkrankt sind.

Starke Unterschiede zwischen den Berufsgruppen

13 Prozent der Probanden gaben außerdem an, dass sie ihren Gesundheitszustand als schlecht oder sehr schlecht einschätzen. Besonders deutlich wird dies bei Beschäftigten über 55 Jahren, bei denen sich nur noch die Hälfte als fit bezeichnet. In Helfertätigkeiten oder als Angelernte trifft dies aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen auch auf jüngere Menschen zu. Im Reinigungsgewerbe fühlen sich unabhängig vom Alter nur 33 Prozent der Beschäftigten gesund, in der Sicherheitsbranche nur 44 Prozent. In akademischen Berufen gibt hingegen die Mehrzahl der über 55-Jährigen an, dass sie einen guten bis sehr guten Gesundheitszustand haben.

Die hohe Arbeitsbelastung sorgt bei 40 Prozent der Beschäftigten dafür, dass diese davon ausgehen nicht bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter von 67 Jahren arbeiten zu können. Besonders stark betroffen sind auch hier Berufe mit geringem Qualifikationsniveau, die häufig körperlich besonders anstrengend sind und ein Durchhalten bis zur Rente somit nochmals erschweren.

Präsentismus tritt häufiger auf

Der DGB Index erfasst ebenfalls den sogenannten Präsentismus. Dies bezeichnet in der Arbeitswissenschaft die Anwesenheit am Arbeitsplatz, obwohl der Beschäftige krank ist. Im vergangenen Jahr gaben zwei Drittel der Probanden an, zumindest einige Tage unter diesen Umständen gearbeitet zu haben. Ein Fünftel der Probanden hat sogar an 15 Tagen und mehr trotz akuter Krankheit gearbeitet und damit die eigene Gesundheit sowie die Gesundheit von Kollegen gefährdet.