Leipzig (Deutschland). In Deutschland sind laut Daten der Deutschen Herzstiftung e. V. etwa zwei bis drei Millionen Menschen von einer Herzschwäche, die in der Medizin auch das Herzinsuffizienz bezeichnet wird, betroffen. Dies entspricht laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) einer Steigerung um mehr als 100 Prozent in knapp 25 Jahren.
Die Hauptursache für den signifikanten Anstieg ist laut der DGK die gestiegene Lebenserwartung, aber auch die moderne Herzmedizin, die dazu führt, dass viele Patienten Herzkrankheiten überleben, an denen sie vor wenigen Jahrzehnten noch gestorben wären. Dafür spricht auch, dass trotz der Zunahme an Patienten, die an einer Herzschwäche leiden, die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken ist.
Nun haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) und des Herzzentrums Leipzig analysiert, welche Folgen eine Herzinsuffizienz für das Gehirn hat. Wissenschaftlich belegt war bisher lediglich, dass ein schwaches Herz das Gehirn nicht ausreichend mit Blut versorgen kann aber nicht, welche Auswirkung dies auf das Denkorgan hat.
Laut der im Fachmagazin Circulation Research veröffentlichten Studie haben die Mediziner deshalb 80 Patienten des Herzzentrums Leipzig mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) untersucht. Außerdem wurde die Konzentration eines Hormons in der Blutbahn sowie die Menge an Blut, die pro Herzschlag durch den Körper gepumpt wird, bestimmt.
Die Untersuchung der Wissenschaftler zeigt, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Ausprägung einer Herzschwäche und dem Dichteverlust der grauen Hirnsubstanz besteht. Wie Studienleiter Matthias Schroeter erklärt, dass „ist die Dichte der grauen Substanz desto geringer, je schwächer das Herz ist.“
Zusammengesetzt ist die graue Hirnsubstanz hauptsächlich aus Zellkörpern der Nervenzellen. Der wohl bekannteste Teil ist die äußere Großhirnrinde, deren charakteristisches Aussehen durch ihre zahlreichen Windungen geprägt ist. Verantwortlich ist die graue Hirnsubstanz vor allem für die höheren geistigen Fähigkeiten des Menschen wie das Gedächtnis, die Sprache und die Verarbeitung der Sinneseindrücke.
Neben der Großhirnrinde konnten bei Patienten mit Herzinsuffizienz auch deutliche Veränderungen im Hippocampus und Precuneus erkannt werden. Ein Abbau grauer Substanz in diesen Regionen kann laut Schroeter „die Entstehung von Demenz begünstigen.“
Die Studienautoren konstatieren daher, dass „bei einer Herzschwäche also auch bedacht werden muss, dass dabei die Hirnstruktur geschädigt wird.“ Wie frühere Studien zeigen, kann dem am besten mit sozialen Aktivitäten und Bewegung entgegengewirkt werden. Dauerhaft kann die graue Hirnsubstanz aber nur erhalten werden, wenn die verminderte Herzfunktion behandelt wird, indem deren Ursachen wie Rauchen, Diabetes und starkes Übergewicht bekämpft werden.
Circulation Research, doi: 10.1161/CIRCRESAHA.119.315813