Cannabidiol (CBD) erleichtert den Heroinentzug

5. März 2020
Cannabis - Quelle: pixabay.com - herbalhemp

New York (U.S.A.). Laut dem Europäischen Drogenbericht 2019 ist Heroin das am stärksten verbreitete, illegale Opioid in der Europäischen Union (EU). In den Mitgliedsstaaten der EU sowie in Norwegen und der Türkei gelten etwa 1,3 Millionen Menschen als sogenannte Hochrisikokonsumenten. Dies sind Personen, die Heroin und ähnliche Drogen regelmäßig konsumieren und von ihnen abhängig sind. Obwohl der Anteil Heroinsüchtiger an der Gesamtmenge der Drogenabhängigen damit vergleichsweise gering ist, gehen Suchtexperten davon aus, dass mehr als 80 Prozent aller Drogentoten auf Opioide zurückgehen.

Besonders problematisch ist bei Heroin der sehr schwere Entzug, der bei vielen Betroffenen einen Rückfall in alte Gewohnheiten wahrscheinlich macht. Wissenschaftler des Mount Sinai Hospital in New York haben nun im The American Journal of Psychiatry  eine Studie veröffentlicht, laut der  Cannabidiol (CBD) Heroinabhängigen beim Drogenentzug helfen könnte. Es handelt sich dabei um ein nicht-psychoaktives Cannabinoid der Cannabispflanze, das im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC) keine Rauschwirkung besitzt.

Studie mit heroinsüchtigen Probanden

Um zu untersuchen, ob der Cannabisinhaltsstoff beim Heroinentzug helfen kann, nahmen 42 heroinsüchtige Männern und Frauen an der Studie teil. Alle Probanden befanden sich während des Studienzeitraums in einer Entzugsmaßnahmen und konsumierten kein Heroin. Die Wissenschaftler unterteilten sie in drei Gruppen, die entweder ein Placebo oder 400 beziehungsweise 800 Milligramm einer Cannabidiollösung erhielten.

Anschließend wurden die Probanden drogenassoziierten und neutralen Reizen ausgesetzt. Dazu nutzten die Wissenschaftler zum Beispiel Fotos der Natur, Fotos von Menschen, die grade Heroin konsumierten oder kleine Päckchen mit Pulver, die optisch den Päckchen ähneln, in denen typischerweise auf der Straße Heroin an den Endkunden verkauft wird.

Cannabidiollösung reduziert Verlangen nach Heroin

Bei jedem Reiz sollten die Probanden beschreiben, welches Gefühl dieser bei ihnen auslöst. Außerdem zeichneten die Mediziner verschiedene Parameter wie die Herz- und Atemfrequenz und die Hauttemperatur der Probanden auf, um auch körperliche Reaktionen erfassen zu können.

Es zeigte sich dabei, dass Probanden, die die Cannabidiollösung erhalten hatten, ein deutlich geringes Verlangen nach Heroin hatten als die Kontrollgruppe und zeigten weniger Angst. Die Analyse der körperliche Parameter zeigte außerdem, dass die Konzentration des Stresshormons Kortisol und die Herzfrequenz ebenfalls geringer waren.

Langzeitwirkung im Drogenentzug

Laut den Studienautoren löst die Verabreichung von CBD sogar eine Langzeitwirkung aus, die im Drogenentzug genutzt werden könnte. Probanden, die an drei aufeinander folgenden Tagen die Cannabidiollösung erhielten, zeigten auch nach einer Woche noch geringere Reaktionen auf Drogenreize.

Welche Reaktion im Gehirn genau für diese Wirkung verantwortlich ist, hat die aktuelle Studie noch nicht untersucht. Eine Folgestudie soll die Ursache-Wirkung nun analysieren und damit einen möglichen Einsatz von CBD im Heroinentzug ermöglichen.

The American Journal of Psychiatry, doi: 10.1176/appi.ajp.2019.18101191