Bad Honnef (Deutschland). Wissenschaftler der Universität Tilburg haben erstmals im Jahr 2001 den Begriff Leisure Sickness (Wochenend- und Urlaubskrankheit) auf einer Konferenz der American Psychosomatic Society vorgestellt. Zu den Symptomen der Krankheit gehören Muskelschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen bis zur Migräne und Erkältungen. Typischerweise tritt die Erkrankungen an Wochenende, im Urlaub oder in anderen Zeitabschnitten ohne Arbeit auf.
Betroffen sind von der Leisure Sickness laut den Psychologen Ad Vingerhoets and Maaike van Huijgevoort vor allen Perfektionisten, die ein sehr starkes Verantwortungsgefühl für ihre Arbeit haben und so auch im Urlaub nicht entspannen können. Laut den Wissenschaftlern „werden von diesen Personen Ruhe und Entspannung mit Schuldgefühlen verbunden, was sie daran hindert, ihre freien Tage richtig zu genießen.“ Der eigentlich im Urlaub stattfindende Stressabbau kann aus diesem Grund nicht erfolgen.
Um zu untersuchen, wie viele Menschen von der Leisure Sickness betroffen sind, führten die Wissenschaftler eine Umfrage unter 1.128 Männern und 765 Frauen durch. Die für die Niederlande repräsentative Stichprobe ergab, dass 3,6 Prozent der Männer und 2,7 Prozent der Frauen an der Wochenend- und Urlaubskrankheit leiden. Laut den Berichten der Probanden tritt die Krankheit bei ihnen im Durchschnitt bereits seit zehn Jahren auf.
Die Situation in Deutschland wurde hingegen erst im Jahr 2017 durch eine Studie der Internationalen Hochschule Bad Honnef (IUBH) in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov untersucht. Befragt wurden dafür mehr als 2.000 Menschen, von denen 22 Prozent angaben, dass sie während ihres Lebens schon einmal an der Leisure Sickness erkrankten. Die Studie zeigt außerdem, dass innerhalb des letzten Jahres 18 Prozent der Personen unter der Wochenend- und Urlaubskrankheit litten.
Wie Prof. Dr. Claudia Möller erklärt, „ist dies die erste die erste deutsche Studie, die tatsächlich feststellt, wie viele Personen von dem Phänomen betroffen sind. Dass es jeder fünfte Deutsche ist, hätten wir nicht erwartet.“ Wieso es solche großen Abweichungen zu den 15 Jahre älteren Studienergebnissen aus den Niederlanden gibt, haben die Wissenschaftler der IUBH nicht untersucht.
Die Auswertung der Studiendaten zeigt jedoch zwei Faktoren, die das Risiko der Leisure Sickness deutlich erhöhen. Dies ist zum einen die ständige Erreichbarkeit per E-Mail oder Telefon, die dafür sorgt, dass Menschen Arbeits- und Freizeit noch schlechter voneinander differenzieren können und zum anderen unbezahlte Überstunden, die wenn sie regelmäßig anfallen ebenfalls die Entspannung in der Freizeit auffressen und somit die Leisure Sickness begünstigen.
Die deutsche Studie, die aus Daten einer Onlinebefragung basiert, zeigt darüber hinaus, dass die Leisure Sickness nicht nur Menschen trifft, die sich beruflich in einer Position mit besonders viel Verantwortung befinden, sondern dass diese durch alle Berufsgruppen verteilt ist. Es ist damit widerlegt, dass nur Führungskräfte ihre Arbeit „im Kopf“ mit nach Hause nehmen.